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Drei Wochen „Gegen das Vergessen“ – ein Resumée

Die Berufsschule am Berufsbildungswerk Neckargemünd ist seit dem Jahr 2010 anerkannte UNESCO-Projektschule. Als wir zum ersten Mal von der Ausstellung „Gegen das Vergessen“ des Mannheimer Fotografen Luigi Toscano hörten, war uns klar, dass wir diese Ausstellung unbedingt an unsere Schule holen möchten: Eine Ausstellung, die schon an vielen Orten dieser Erde zu sehen war: in den USA, Ukraine, Frankreich, Österreich, der Schweiz und an vielen Orten in Deutschland.

Kalendereintrag

Eine Ausstellung mit übergroßen Portraits von Überlebenden des Holocaust.
Eine Ausstellung, die den rassistischen Gräueltaten Nazi-Deutschlands viele Gesichter verleiht.
Eine Ausstellung, die das zu gern Vergessene wieder in den Vordergrund schiebt.

Ab Mitte Januar 2022 konnten wir dann drei Wochen lang 26 ausgewählte Portraits in einer Ausstellung zeigen. Freiwillige Schüler-Scouts führten die angemeldeten Gruppen durch die Ausstellung. Insgesamt haben mehr als 700 Menschen die Ausstellung bei uns gesehen.

In der Auftaktveranstaltung eröffneten Geschäftsführer Sascha Lohwaßer und Schulleiter Ulf Kager die Ausstellung mit eindrücklichen Ansprachen und Hinweisen auf das vielseitige Rahmenprogramm. Dazu zählte u.a. eine Podiumsdiskussion zum Thema „Demokratie braucht Erinnerungskultur“ mit dem Fachreferenten des Referats für Gedenkstättenarbeit in Baden-Württemberg, Andreas Schulz, und unter der Moderation zweier Teilnehmer unserer Schule.

Des Weiteren ermöglichte eine live-online-Schaltung nach Jerusalem den Azubis unserer Schule, mit dem Fotografen Luigi Toscano selbst zu sprechen und ihm Fragen zu stellen. Herr Toscano war kurzfristig anlässlich des internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27.1.22 nach Jerusalem eingeladen worden, sonst wäre er zu uns in die Aula gekommen.

Umfangreiches Material zu Themen wie Holocaust, Rassismus und Menschenrechte stand auf der Lern-Plattform „Moodle“ bereit. Erarbeitet wurde es größtenteils von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, eigens konzipiert als Begleitmaterial zu der Ausstellung „Gegen das Vergessen“.

Eine Gruppe von Azubis der Medienwerkstatt erstellte einen Film-Trailer sowie einen kurzen Film zur Ausstellung am BBW Neckargemünd.

Drei Tage vor Ausstellungsende brachte die Theatergruppe lokstoff! den Zuschauern die Ausstellung noch auf eine besonders intensive Weise nahe. In unserer Aula hatten – coronabedingt – 80 Zuschauer Platz. Jeder war mit einem Kopfhörer ausgestattet, über den das Publikum dem Stück folgen konnte. Es erzählt die Lebens- und Leidensgeschichte von zwei Frauen, deren Portraits aus der Ausstellung herausgeholt und auf die Bühne gebracht wurden.

Besonders beeindruckend ist die Intensität, mit der der Zuschauer diesen zwei Leben folgen kann: Der Altersunterschied zwischen den jungen Laiendarstellerinnen, die das Leben der portraitierten alten Frauen erzählen, macht einmal mehr deutlich, welche schlimmen Erlebnisse diese Leben prägten – und was den jüngeren Menschen/Zuschauern bisher erspart geblieben ist.

Bemerkenswert ist das Engagement der Theatergruppe, handelt sich doch um Laiendarsteller. Schülerinnen und Studentinnen haben in ihrer Freizeit geprobt und müssen für jede Vorstellung von der Schule (oder Uni) freigestellt werden. Das verdient großen Respekt.

Am 6. Februar 22 traten die Portraits die Reise zum nächsten Ausstellungsort an. Geblieben sind unseren Schülern eindrückliche Erinnerungen, die ganz sicher lange Zeit gegen das Vergessen wirken.

Ein Bericht der UNESCO-Projektschule am SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd