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Nach 15 Minuten zurück im Leben

„Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft, vielmehr aus unbeugsamem Willen!“

(Mahatma Gandhi)

Die 26-jährige Sandy Göring überlebte einen schweren Autounfall – Mit 22 war sie dem Tod nahe – Ein Moment hat alles verändert. Hier erzählt sie ihre Geschichte:

Kalendereintrag
Sandy Göring vor dem SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd

Hi! Mein Name ist Sandy Göring. Ich bin 26 Jahre alt. Zum Glück, denn mein Leben hätte beinahe schon mit 22 geendet! Zuerst sollte ich erwähnen, dass ich alles, was ich jetzt erzähle, nur aus Berichten meiner Freunde und aus der Akte meines Anwaltes weiß.

Mein damaliger Partner,meine beste Freundin, ihr Partner und ich waren zum Essengehen verabredet. Ich habe die Nacht zuvor bei meinem Freund geschlafen, bin also aus diesem Grund nicht selbst, sondern mit ihm zum Treffpunkt gefahren. Als er auf die Autobahn auffuhr, wollte er mir wohl mit seinem Fahrstil imponieren, denn er fuhr ziemlich schnell und wechselte in einem Zug von der Auffahrt auf die Überholspur – so stand es in der Akte meines Anwaltes. Dabei muss er wohl ein anderes Auto übersehen haben, denn diesem fuhr mein Freund dann hinten drauf.

Der geschädigte Fahrer ist geistesgegenwärtig direkt auf den Standstreifen gefahren. Und wir? Dreimal darf geraten werden. Wir sind natürlich auf der linken Spur stehen geblieben! Ich habe dann versucht, aus dem Fahrzeug zu kommen. Jedoch bestand keine Chance.
Also kam es, wie es kommen musste. Von hinten fuhr uns jemand ungebremst auf, dies hat uns auf die mittlere Fahrspur geschoben, wo eine unbeteiligte Frau nicht mehr ausweichen konnte. Diese fuhr dann direkt in die Seite des Autos, wo ich saß.

Mein Freund war unverletzt und zog mich mit Hilfe von zwei weiteren Helfern aus dem Auto. Sie begannen dann direkt mit meiner Wiederbelebung. Mein Geist hatte wohl mal Lust auf einen kleinen Ausflug. Nach circa 15 Minuten Herzstillstand hat es dann wohl endlich jemand geschafft, mich zurück ins Leben zu bringen. Dann trafen die Rettungskräfte ein und es ging ab ins Krankenhaus. Drei Wochen künstliches Koma, eine künstliche Schädeldecke, eine künstliche Hüfte, der Verlust der rechten Hirnhälfte und Schrauben im Halswirbel sind die Folgen. Da ist wohl ein neuer Terminator entstanden, hab‘ ich mir gedacht.

Als ich nach etlichen Rehabilitationen und Jahren wieder gelernt habe, mir die Schuhe zu binden, mich anzuziehen, zu laufen, zu essen, zu trinken und zu sehen, bin ich nun in der Lage, mich wieder um meine Zukunft zu kümmern. Leider werde ich nie wieder dazu kommen, meinen Traum als Anwältin ausleben zu können, denn ich habe vor dem Unfall Jura studiert.

Aber im Berufsbildungswerk Neckargemünd werden mir andere Wege gezeigt, wie ich mein neues Leben sinnvoll gestalten kann. Ich gebe zu: Vom Anfang bis jetzt war es ein verdammt harter Kampf. Aber ich habe ein neues Leben geschenkt bekommen und muss das Beste daraus machen, denn unsere Mütter haben uns ja beigebracht, dass man seine Geschenke wertschätzen soll.

Also werde ich im Berufsbildungswerk der SRH in Neckargemünd eine Ausbildung machen und mein Leben neu gestalten. Einfach so, wie ich das möchte. Denn nichts geschieht ohne Grund. Und da ich diesen noch nicht gefunden habe, werde ich mich weiter durchbeißen und solange weitermachen, bis ich meinen Grund gefunden habe. Und genau dann kann mein neues Leben beginnen und ich kann anfangen, es wie früher in vollen Zügen zu genießen. Merkt euch: Aufgeben kann jeder. Aber nur wer genug Stärke beweist und bis zum Ende kämpft, kann daran wachsen und behaupten, er sei ein Kämpfer beziehungsweise eine Kämpferin. Und genau das bin ich!

Das führt uns wieder zum Zitat vom Anfang, zu Mahatma Gandhi: „Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft, vielmehr aus unbeugsamem Willen!“

Sandy Göring, Klasse BVB, SRH-Berufsbildungswerk
Neckargemünd