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Virtual und Augmented Reality in der Bildung

Kalendereintrag
Auszubildender trägt eine VR Brille

Das menschliche Gehirn lernt nicht Inhalte, es lernt Situationen! Mit der steilen These des Leipniz Preisträgers Prof. Dr. Onur Güntürkün eröffnete der Referent Thorsten Fell die gestrige Fachveranstaltung zum Thema virtuelle Lernräume in der Bildung. In seinem über zweistündigen Multimedia-Vortrag mit anschließender Live-Vorführung brannte der deutschlandweit bekannte Experte in unserer Aula ein regelrechtes Feuerwerk der technischen Möglichkeiten ab.

Der Mensch denkt, erlebt und träumt sogar in der dreidimensionalen Welt. In diesem Raum gelangt er zu Erkenntnissen und erwirbt seine Erfahrungen. Wissen wird dabei umso nachhaltiger gefestigt, je eindrücklicher die Erfahrungen und damit die neuronale Vernetzung im Gehirn stattfinden.

 „Das menschliche Gehirn kann jede Art von Training demnach umso besser verwerten, je umfassender und realistischer die trainierte Situation simuliert wird.“

Torsten Fell konstatiert daher, dass es offensichtlich ist, dass zweidimensionale Medien, wie zum Beispiel ein Arbeitsblatt aus neurologischer Sicht bei weitem nicht den gleichen Lernerfolg liefern können, wie eine sogenannte „immersive“ Erfahrung, also ein Eintauchen in eine durch digitale Technik geschaffene, hochrealistische Lernsituation.

Welche Qualität solche Systeme erreichen, zeigt sich zum Beispiel daran, dass virtuelle Realität schon heute dazu eingesetzt wird, Menschen mit Spinnenphobie oder Höhenangst zu therapieren. Der behandelnde Therapeut kann dabei in Echtzeit das Szenario innerhalb der  virtuellen Welt steuern und so sukzessive den Toleranzbereich des Patienten erhöhen.

Auch in Wirtschaft und Industrie haben derartige technische Möglichkeiten längst Einzug gehalten. So ist es bei großen Automobilherstellern wie Daimler oder Porsche mittlerweile Standard, dass potenziell gefährliche oder Materialkosten-intensive Aufgaben wie z.B. das Schweißen zunächst im geschützten Raum der virtuellen Realität trainiert werden und erst im Nachgang am wirklichen Werkstück geschult wird. Wichtige Instruktionen oder Hinweise kann der  Ausbilder oder Trainer seinem Auszubildenden dabei live in den Sichtbereich der VR Brille einblenden.

Nach dem zweistündigen Vortrag haben noch einige Azubis und Mitarbeiter die Gunst der Stunde genutzt, um die aufgebaut, virtuelle Trainingsumgebung zu testen. Mit den eigenen Augen, Ohren und Händen konnte man hierbei in einer Fabrikhalle die Bedienung einer komplexen Maschine erlernen. Das ganze natürlich ohne unsere Aula zu verlassen. Wir danken Torsten Fell für die einzigartigen Erfahrungen und einen Einblick, wie berufliche Bildung heute schon aussehen kann.