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Xavers „zauberhafter“ Weg ins Arbeitsleben

Neben der Bundesagentur für Arbeit setzt sich auch ein Magier aus Neckargemünd für eine inklusive Gesellschaft und die Integration von Menschen mit Behinderungen in das Berufsleben ein. Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember soll in dieser Woche das Augenmerk auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben gelenkt werden. Wie Inklusion gelingen kann, zeigt das Beispiel von Xaver Kaspar, der wegen einer angeborenen Erkrankung auf den Rollstuhl angewiesen ist. Der 30-Jährige hat einen ganz besonderen Arbeitgeber: Maximus, den Magier, alias Daniel Schirner aus Neckargemünd.

Kalendereintrag
Maximus der Magier mit Xaver, seinem inklusiven Praktikanten

Die Vorgeschichte: Xaver Kaspar legte das Fachabitur an der Hans-Viessmann-Schule in Frankenberg ab, mehrere Operationen zogen die schulische Laufbahn des jungen Mannes mit einem Behinderungsgrad von 100 Prozent etwas in die Länge. Danach entschied er sich für die Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement beim SRH-Berufsbildungswerk in Neckargemünd bei Heidelberg, die von der Arbeitsagentur gefördert wurde.

Kurz vor Ende der Ausbildung galt es einen Praktikumsplatz zu finden. Xaver Kaspar kam in der Stadt am Neckar zufällig mit einer Dame ins Gespräch, die von seinen kommunikativen Fähigkeiten so angetan war, dass sie gleich den Kontakt zu ihrem Mieter herstellte – Daniel Schirner. Der Betriebswirt und frühere Ausbilder im SRH-Berufsbildungswerk hat sich 2018 als Zauberer, Redner und mit einem Online-Zauber-Shop selbstständig gemacht.

„Eigentlich waren meine Praktikumsplätze schon vergeben“, erzählt Schirner. „Aber Xaver hat mich aus zwei Gründen überzeugt: Er hat seine Bewerbung persönlich vorbeigebracht und wir hatten ein sehr intensives Gespräch. Außerdem war die Bewerbung sehr individuell und eloquent verfasst.“ Weil vor Ort in Neckargemünd die Plätze belegt waren, hat Xaver Kaspar das Praktikum im Homeoffice absolviert und sich dabei bewährt. Die Festanstellung eines Mitarbeiters hatte Daniel Schirner allerdings nicht geplant. „Wegen Corona war das für mich finanziell einfach nicht zu stemmen.“

Hier kam die Arbeitsagentur erneut ins Spiel, die Arbeitgebern unter bestimmen Voraussetzungen Eingliederungszuschüsse gewähren kann, wenn sie arbeitssuchende Bewerberinnen oder Bewerber einstellen. Die Kombination von finanziellem Zuschuss, Xaver Kaspars kommunikativem und kreativem Talent und seiner Begeisterungsfähigkeit hat Daniel Schirner überzeugt und seit 1. November ist der junge Goddelsheimer fest angestellt, „meine Nummer 1 im doppelten Sinn“, wie der Magier sagt. 

Xaver Kaspar arbeitet überwiegend im Homeoffice, hat aber auch in Neckargemünd schon einige Termine mit seinem Chef absolviert. Er hat sich zwar als Kind nicht sonderlich für Zauberei interessiert, aber die Arbeit für Magier Maximus macht ihm „100 Prozent Spaß. Es ist sehr vielfältig, sehr kreativ und hat ganz viel mit Kommunikation zu tun – das liegt mir.“ Er kümmert sich viel ums Marketing, hat auch schon die Standbetreuung bei einer Online-Messe übernommen, wird künftig in die Buchhaltung einsteigen und vieles mehr. Jetzt heißt es erstmal, sich die dafür nötigen Computerprogramme zu erarbeiten, zum Teil gemeinsam mit seinem Arbeitgeber.

Der ist voll des Lobes für seinen gewissenhaften und hochmotivierten Mitarbeiter und hat künftig noch einiges mit ihm vor. Rund die Hälfte von Schirners Aufträgen kommt von Firmenkunden, wo er als Magier & Motivationsredner auftritt. „Es geht dabei auch um die Magie, dass die Menschen an sich selbst glauben, ihr Potential entfalten und ihre eigenen magischen Kräfte entdecken“, erläutert er.

Die andere Hälfte machen Angebote für Kinder aus, „für den Kinderbereich schlägt mein Herz“. Der Magier unterrichtet beispielsweise Zaubern für Kinder, das schule die Konzentrationsfähigkeit ungemein. Gerade bereitet er eine Zusammenarbeit mit mehreren Schulen vor, „das wird dann Xaver und mein erstes gemeinsames Projekt. Auch danach gehen uns die Ideen sicher nicht aus.“

Und hat Xaver Kaspar selbst auch schon einen Zaubertrick parat? „Nein, dazu sind wir noch nicht gekommen. Ich bin wie die anderen staunender Laie und genieße das Zuschauen.“ Aber irgendwann als Redner auf der Bühne zu stehen – das kann er sich durchaus vorstellen. 

„Wir freuen uns über solch gelungene Inklusions-Beispiele von Menschen mit einer Behinderung in den Arbeitsmarkt, denn sie sind nach wie vor oft überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen“, sagt Katrin Normann, Leiterin des Teams Rehabilitation und Teilhabe am Arbeitsleben bei der Agentur für Arbeit. „Wir bieten umfangreiche Beratung, damit Menschen mit Behinderung eine Ausbildung absolvieren und in Arbeit integriert werden können. Dabei arbeiten wir eng mit unserem Arbeitgeber-Service, dem Integrationsfachdienst und anderen Einrichtungen zusammen. Individuell kann für Arbeitnehmer und Arbeitgeber finanzielle Förderung gewährt werden, wie das Beispiel von Xaver Kaspar zeigt.“